Donnerstag, 14. Dezember 2006

...

Wenn man den inneren Schneemann umarmt, wird er flüssig.

Neue alte Erkenntnisse

Es empfiehlt sich immer wieder, Menschen, die man nicht mag, nicht so genau anzuschauen. Vor allem nicht, wenn man sie abends trifft, wenn man weggeht. Niemals, wirklich niemals, diese Leute beobachten. Auch nicht aus einer morbiden Faszination heraus: Es kommt nie etwas Gutes dabei heraus. NIE.
Man erfährt Sachen, die man nie wissen wollte. Entwickelt Vorstellungen, die man nie haben wollte. Die sich aber nicht verdrängen lassen, sondern nur noch mehr verbildlichen. Einen nicht mehr loslassen.
Vor allem, wenn der Mensch, den man seit zwei Jahren kennt und genau diese zwei Jahre lang, vom ersten Moment an, nicht leiden kann mit seiner Freundin auftaucht und diese sehr offensichtlich begrapscht (sorry, das trifft kein anderes Wort mehr), die beiden sich immer mehr anheizen und schließlich sehr eilig gemeinsam und sich unbeobachtet glaubend zusammen auf dem Klo der Disco verschwinden. Alles weitere sind furchtbare Vorstellungen, die sich nicht mehr verdrängen lassen. Nie mehr werde ich Leute beobachten, die in mir eine Abscheu erregen. Mein gestriger Abend war Lehrgeld genug.

Donnerstag, 7. Dezember 2006

Musik fürs Leben: The Doors

This is the end
Beautiful friend
This is the end
My only friend, the end

Of our elaborate plans, the end
Of everything that stands, the end
No safety or surprise, the end
Ill never look into your eyes...again

[...]

Kill, kill, kill, kill, kill, kill

This is the end
Beautiful friend
This is the end
My only friend, the end

Erschreckend. aber wahr: Diese Musik hat mich beim Weg über den Münsterschen Weihnachtsmarkt mit dem Rad heute bereits zum zweiten Mal davor bewahrt, Menschen umzufahren. Automatisch verzieht mein Mund sich zu einem debilen Grinsen. Ich starre die Leute an, an denen ich eng vorbeikurven muss (und die immer dann zur Seite springen, wenn man es nicht erwartet) und höre in meinem Kopf "This is the end...kill, kill, kill..."
Erstaunlich, wie gut subtiler Aggressionsabbau funktioniert. Leider tendiere ich manchmal dazu, leise vor mich hinzumurmeln - was die eine oder andere Irritation hervorrufen dürfte, aber ein lüsternes "kill, kill, kill" öffnet den Weg mindestens ebenso wie die konzentrierte Knoblauchfahne aus fünf Dönern.

Mittwoch, 6. Dezember 2006

MacGyver für Anfänger

Es ist schon eine bemerkenswerte Metamorphose, die MacGyveritis.
Ahnungslos hoppelte ich mit meinem Rad über das Münsteraner Kopfsteinpflaster. Holperte und klapperte, bis es in meinen Speichen ein sonderbares Geräusch gab: Mein Lampe war einfach abgefallen und ratterte nun in meinen Speichen. Großartig. Ich habe sie notdürftig hinter den Kabeln der Handbremse verstaut, aber wusste schon da, ich würde in der Dunkelheit unterwegs sein, umgeben von der Fahrrad-hassenden Münsterschen Polizei. Also sprang ich in einer freien Minute in einen Fahrradladen. Dort stand aber nur eine Frau mit einem Gesicht aus Pergamentpapier, die mich sehr verständnislos anblickte und nicht wusste, wie sie meine Lampe befestigen könnte.
Schließlich bat ich sie um nichts als ein Stück Draht, aber selbst den hatte sie nicht zur Hand: Sie gab mir schließlich ein Plastikband. Eines der Sorte, die sich nie fest zusammenschnüren lassen, sondern immer wieder lockern - großartig.
Über zehn Minuten versuchte ich, meine Lampe damit festzumachen. In meiner Tasche befanden sich ansonsten nur Kugelschreiber, eine Flasche Apfelschorle ein Block und eine Banane.
Irgendwann schaffte ich es, die Lampe mit Hilfe des Bandes und eines Kugelschreibens halbwegs zu befestigen. Zwei Stifte habe ich unterwegs verloren. Aber beim dritten gelang es mir, das Band mittels des Kabels meiner Handbremse und dem Clip des Kulis so zu straffen, dass die Lampe sogar die Fahrt übers berüchtigte Kopfsteinpflaster rumpelnd nickend aushielt. Stolz bin ich. Man nenne mich ab heute MacGyver.
Leider stand mein Ruhm durch einen meiner Mitbewohner sehr bald im Schatten, der es schaffte, die hässlichste Küchenuhr, die ich seit langem gesehen habe, mit Alufolie und einer an sich für die Uhr viel zu winzigen Batterie zu betreiben.fahrrad

Donnerstag, 23. November 2006

Frisurenstudien II: Das Toastbrot

Ein wenig Ähnlichkeit htoastat diese Frisur mit einer Gummiperücke, die man sich über Haare oder Glatze stüplt. Noch mehr aber hat sie die Form eine klassischen Toastbrots: Kein reines Viereck, sondern im oberen Teil an jeder Seite eine kleine Einbuchtung, an die sich ein etwas breiter Teil anschließt. Nach unten hin bildet diese Frisur ums Gesicht dagegen ein Viereck, wie es im Lehrbuch steht.
Diese Menschen ecken weitaus weniger an, als es ihre Kopf- bzw. Frisurform vermuten lassen würde. Vielmehr aber lösen sie sich im Regen auf oder werden schwarz, wenn es zu heiß wird. Ihr Körperbau ist eigenartig schlaff und korrespondiert mit ihren Haaren. Ihr Charakter entspricht dem eines jungfräulichen Toastbrots - weich, nachgiebig und unschuldig. Wenn sie allerdings stürzen, fallen sie immer auf die Seite, an der sie am meisten Schaden nehmen. Nie sollten sie sich ihr Gesicht mit Butter oder auch nur fetthaltiger Creme einreiben: Fallstatistiken von Toastbroten sind leidlich bekannt, immer nimmt die gebutterte Seite den Erdkontakt auf. Wichtig beim Umgang: Es handelt sich um kein echtes Toast. Es schmeckt folglich nicht besonders, wenn man hineinbeisst, sondern es könnte eher sehr ungemütlich werden. Notfalls die Probe aufs Exempel machen und vorsichtig Marmelade auf eine Ecke schmieren. Isst das Toastbrot diese auf, handelt es sich um einen Toastbrotmenschen und man sollte tunlichst das Weite suchen.

Samstag, 18. November 2006

Wenn Soldaten aus der Reihe tanzen

Man roch ihn schon, bevor man ihn sah. Man roch ihn auch, nachdem man ihn gesehen hatte. Man wusste genau, dass er vor kurzem noch hier gewesen war. Geruchsschlingen legten sich wie wabernde Herbstnebel um die Regale und durch die Gänge des Supermarktes.
Er indes trug munter die Fahnen verschiedener Nationalitäten mit stolzgeschwelter Brust vor sich her: Deutschland. Amerika. Polen. Niederlande. Seinen Kopf zierte neben dem Weihnachtsmannbart eine Kappe, die auf den Staat Israel verwies. Fünf Nationalitäten in einem Supermarkt.
Jedes menschliche Handeln hat einen ihm eigenen Sinn, so die gängige Unterstellung. Hier war jemand auf einer besonderen Mission. Während er in die Regale griff und gierig Waren entnahm, erklärte er jedem (auch denen, die nicht fragten: also allen) stolz sein Motiv. "Ich bin Soldat".
Einkaufen ist ein Abenteuer. Ein Feldzug. Verkaufen auch. Mister Soldat hatte anscheinend vergessen, dass an seiner Brust etwas pappte, das ihn Lügen strafte: Dort baumelte fröhlich sein Ausweis vor sich hin, obdachlos zu sein und Straßenzeitungen zu verkaufen. Verkaufen ist ein Abenteuer. Kaufen auch.

Donnerstag, 9. November 2006

Von Menschen und --- Muffins

Beobachtung des heutigen Tages:

Manche Menschen haben eine Frisur. Andere haben etwas auf dem Kopf, das einmal eine Frisur war, vor zwanzig Jahren vielleicht. Manche haben dort etwas, das alles ist: Nur keine Frisur. Und auch nie eine war. Einige Menschen haben dazu noch spezielle Kopfformen, so Typ Schildkröte (gern auch liebevoll Turtle genannt) und Typ Regenwurm.
Eine Frisurform war mir jedoch neu: Der Muffin. Die kurzen Haare an den Seiten sind statischer Natur und stützen das voluminöse, kurz geschnittene Deckhaar. Ich bekomme unstillbaren Hunger bei diesem Anblick, denke über Schokostücke nach. Dabei hocke ich in einem Uniseminar und vor mir läuft meine Dozentin auf und ab. Ich höre sie reden, doch alles, was ich wahrnehme, ist der riesige Muffin auf ihrem Kopf, der "Iss mich" sagt.

Dienstag, 31. Oktober 2006

Überforderung

Mein Hirn treibt Unfug. Dass ich heute nacht erst mit einem Flugzeug über die Autobahn auf Klassenfahrt gerollt bin und durch den Amazonas geschwommen bin, nehme ich gerne noch hin.
Kritisch aber wird es an dem Punkt, an dem die Simpsons ins Spiel kommen. Die Figuren konnten plötzlich durch die Luft fliegen. Dann aber verhakten sich die beiden Zwillinge aus Barts Klasse in ihrem Tandem. Durch die Reibung am Rad wurden sie unsichtbar. Das Problem war: Alles, an dem sie vorbeiflogen - und man sah sie ja nicht - war plötzlich im Comicstil gezeichnet. So war eine Frau sehr entsetzt, deren Gläser im Schrank plötzlich mit Filzstift gemalt waren: Sie hatte nichts von den Zwillingen gehört.
Irgendwann haben die anderen Figuren es aber geschafft, sie einzufangen. Ich glaubte, der Spuk sei damit vorbei, aber weit gefehlt: Im Haus hörte ich ein sonderbares Geräusch. Es kam aus dem Keller und tatsächlich. Als ich nachsah, hüpfte ein weißer kleiner Schokokuss mühsam Stufe für Stufe nach oben, um mich zu bedrohen. Herzlos resolut zertrat ich ihn allerdings, wodurch der Spuk ein Ende fand. Eigentlich kann ich fast froh sein, dass dann mein Wecker klingelte.

Freitag, 27. Oktober 2006

World Eats not Jimmy

Die Welt frisst mich. Sie hat einen gigantischen Schlund, den sie dann weit aufsperrt. Mit offenem Mund starrt sie mich an. Speichel läuft an ihren Lefzen herunter. Begierig leuchten ihre meerblauen Augen, wenn sie mich so anblickt. Ich habe keine Maulsperre. Werde niemals so schnell laufen können, wie sie hinter mir her hüpfen kann.

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